Höre nicht auf deinen Körper – Wie du dich mit Gewohnheiten selbst sabotierst

„Auf den Körper hören“ – ein neuer Trend in der Fitnesswelt? Wo früher Kalorien gezählt wurden, heißt es heute: „Du musst auf deinen Körper hören“. Du hast irgendwelche Beschwerden? Tja, dann hast du wohl nicht genug auf deinen Körper gehört. Du willst abnehmen? Hör auf deinen Körper, der wird schon wissen, was gut für dich ist.

Was ist dran an diesem Trend? Wie viel „auf den Körper hören“ ist wirklich nützlich? Und wann bist du eigentlich in der Lage, auf deinen Körper zu hören?

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was es bedeutet, auf den Körper zu hören.
  • Welche Fehlinterpretationen hier häufig geschlossen werden.
  • Warum du „auf den Körper hören“ erst erlernen solltest, wenn es wirken soll.

Keine Lust auf Theorie? Willst du lieber direkt erfahren, wie du deine Gewohnheiten nachhaltig und dauerhaft verändern kannst? Dann lies hier weiter, um den 9-Schritt-Plan zur Änderung deiner Gewohnheiten zu erhalten.

Was bedeutet „auf den Körper hören“?

„Auf den Körper hören“ bedeutet im Prinzip nichts anderes, als die Signale deines Körpers zu deuten und zu verstehen und entsprechend dieser Bedürfnisse zu agieren. Der Gedanke dahinter ist, dass wir  eigentlich mit sehr guten Mechanismen ausgestattet sind, die signalisieren, was gut für unseren Körper und unseren Geist ist. Dazu gehören einfache Signale wie beispielsweise Hunger, Sättigung, Harndrang und Müdigkeit. Niemand muss dir (hoffentlich) sagen, dass du auf Toilette musst und du musst dir keinen Wecker stellen, um regelmäßig das Örtchen aufzusuchen. Denn dein Körper sendet dir deutliche Signale.

Genau so sollte es in vielen anderen Lebensbereichen sein. Theoretisch verrät Hunger dir, dass du essen solltest. Sättigung zeigt, dass du ausreichend Nahrung zugeführt hast. Müdigkeit sagt, dass du dich erholen solltest und Bewegungsdrang zeigt die Einleitung des Trainings an. Es gibt sicher noch viele weitere Signale, die dein Körper dir im Alltag sendet oder senden könnte. Schließlich sind wir tief in uns drin eben noch sehr ursprünglich und sehr abhängig von unseren körperlichen und geistigen Bedürfnissen.

Welche Fehlinterpretationen bei „auf den Körper hören“ häufig geschlossen werden

Der Gedanke, dass mein Körper mir genau signalisieren kann, was gut für mich ist, klingt in meinen Ohren sehr verlockend. Wäre doch fantastisch, wenn das so einfach wäre? Wenn ein definierter und athletischer Körper, die optimale Leistungsfähigkeit und das persönliche Glück einfach nur zu erreichen wäre, indem du auf deinen Körper hörst?

Definitiv. Aber es gibt einen Harken. Einen nicht unerheblichen Harken.

Deine Gewohnheiten und Erziehung beeinflussen deine körperlichen Signale. Bei vielen Menschen sind genau diese Signale verstummt oder sogar fehlleitend. In meinen Coachings begegnet mir das immer wieder: Menschen wollen auf ihren Körper hören. Aber sie haben sich jahrelang völlig falsch ernährt und nicht bewegt.

Wer jahrelang Zucker in rauen Mengen gegessen hat, wird auch weiterhin Lust auf Zucker verspüren und dies womöglich als „auf den Körper hören“ deuten. Es ist ja auch richtig – dein Körper verlangt in diesem Fall nach Zucker, weil du abhängig vom Zucker bist und diese Gewohnheit lange genug geübt hast. Wenn du nie Sport gemacht hast, wird dein Körper dir nicht plötzlich erzählen, dass du trainieren solltest und wenn du Unverträglichkeiten hast, bist du paradoxerweise vielleicht sogar des Öfteren heißhungrig auf genau diese Lebensmittel. So viel dazu. Unsere Körper sind eben manchmal ein bisschen doof und evolutionär weit zurück.

Weil du diese Gewohnheiten dir nunmal lange genug antrainiert hast, wirst du denken, dass du auf den Körper hörst, wenn du diesen folgst. Doch die Wahrheit ist: im Laufe der Zeit entwickeln sich Gewohnheiten manchmal auch genau zu den schädlichen Verhaltensweisen, die dich an deiner Gesundheit, Lebensfreude und deinem Erfolg oder deinen sportlichen Leistungen hindern. „Ich höre auf meinen Körper“ wird dann schnell zur Ausrede, keinen Sport zu machen, nicht so hart zu trainieren oder dich schlecht zu ernähren. Schließlich signalisiert dein Körper dir, dass du lieber mit einer Tüte Chips vor der PlayStation sitzen anstatt laufen gehen solltest.

Auf den Körper hören will gelernt sein

Kommen wir endlich auf den Punkt: wenn du künftig Intuition und Gefühl als deinen Leitweg in die Zufriedenheit nutzen willst, solltest du dir erstmal bewusst werden, was du genau dafür brauchst. Mach dir klar, dass es nicht nur eine rein körperliche Geschichte ist. Die Psyche spielt immer eine ganze entscheidende Rolle. Es ist nicht einfach nur dein Körper, der nach einem harten Arbeitstag nach Couch und einer Tüte Chips verlangt. Es ist viel mehr auch deine Psyche, die sich dieses Verhalten antrainiert hat und darin ihre Befriedigung sucht.

Deshalb brauchst du eine Weg, deinen Körper zu resetten. Schau dir Kinder an – die wissen oft genau, was sie brauchen. Zumindest wenn sie die seltene Möglichkeit erhalten, sich ihren Bedürfnissen entsprechend zu entwickeln und auszuleben. Sie bewegen sich, wann sie Lust haben, essen, wenn sie hungrig sind und worauf sie Appetit haben. Dabei wissen sie oft ganz genau, was sie brauchen, sofern sie noch nicht von der Zucker- und Weißmehlindustrie und Computerspielen versaut wurden.

Du solltest eine Art Führerschein machen für deinen Körper. Erfahren, was du brauchst und welche Gewohnheiten du benötigst, um eben früher oder später intuitiv essen und trainieren zu können. Und dann kommst du ans Ziel. Wenn du Schritt für Schritt deine Gewohnheiten änderst und deinen Körper und Geist umpolst. Erst, wenn du eine gewisse Basis an Gewohnheiten geschaffen hast, kannst du „auf den Körper hören“, ohne dir ins eigene Bein zu schießen. Du benötigst eine große Menge Geduld und Sensibilität, Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, um kennenzulernen, was dein Körper und dein Geist dir eigentlich zeigen. Das geht nicht von selbst. Und auch nicht von einem Tag auf den Anderen. Das mentale Training ist ein fester Bestandteil deiner Routine, wenn du auf deinen Körper hören willst und dadurch an deine Ziele gelangen willst.

Bist du bereit, deine Gewohnheiten zu ändern? Im Anschlussartikel findest du hier einen erfolgserprobten 9-Schritt-Plan zur nachhaltigen Änderung deiner Gewohnheiten.

Wie stehst du zu dieser Thematik? Inwieweit hörst du auf deinen Körper? Woran orientierst du dich ansonsten?

Author: Paula Thomsen

Paula Thomsen ist die Gründerin von Laufvernarrt. Mit ihrer gebündelten Expertise als staatlich anerkannte Physiotherapeutin, Ernährungsberaterin und Personal Trainerin widmet sie sich ganzheitlich und fundiert den Themen rund um Fitness, Ernährung, Training und mentale Gesundheit.

16 thoughts on “Höre nicht auf deinen Körper – Wie du dich mit Gewohnheiten selbst sabotierst

  1. Sehr gute Einleitung zu dem Thema,

    Ich finde das Thema sehr spannend und beschäftige mich auch mit dem intuitivem Essen. Ich gebe mir immer Mühe es nicht als auf dem „körper hören“ zu betiteln, sondern Dinge zu essen und zu tun die mir gut tun. Wenn der körper nach Zucker und fett verlangt fühle ich mich dannach aber richtig schlecht und unfit.. Dann ist das ne klare fehlinterpretation. Deswegen esse ich dann was anderes was sich besser anfühlt.

  2. Ich kann Dir nur zu 100% recht geben. Als ich z. B. noch geraucht habe, hat mein Körper auch immer nach Zigaretten verlangt. Doch als wir dann „darüber gesprochen haben“ hat er sich wieder an das sauber Gefühl erinnert und wollte gar keine Zigaretten mehr.

  3. So ein toller Post Paula! Ich rede selbst immer von „auf den Körper hören“, aber du hast mich mit ein paar Punkten, auch wieder zum Nachdenken gebracht. Toller Beitrag 🙂
    LG, Klara <3

  4. Man sollte wirklich schon auf den Körper hören und ihn nicht immer zwingend. Ich denke auch, dass es eine kleine Verhandlung und Überzeugung geben sollte. Mit etwas Verhandlungsgeschick kommt man bekanntlich weiter, als immer nur mit dem Holzhammer drauf.
    Das „Erlernen“ ist glaube ich sehr wichtig. Das kann/sollte man wohl am Besten mit einem Trainer/Arzt in Kombination machen. Dann sollte es erfolgreicher sein.

    @Money: Super Beispiel 😀

  5. Toller Text, finde ich wirklich gut geschrieben. Wäre schön, wenn ich da irgendwann mal ankomme. 😉
    Aber macht wirklich Spaß zu lesen !

  6. Toller Beitrag, vielen Dank für diesen Input. Du hast völlig Recht mit dem, was du sagst – ich meine wer kennt das nicht, dass man sich lieber in den gemütlichen Klamotten vor den Fernseher schmeissen würde nach einem langen Arbeitstag?!

    Liebst,
    Ulrike

  7. Hallo Paula, Bin im Zuge meiner Recherchen auf Deinen tollen Artikel gestoßen.
    Habe nach interessanten Infos zum Thema „Auf den Körper hören“ beim Laufen gesucht und bin wie gesagt hier gelandet.
    Ich selbst bin ebenfalls davon überzeugt auf die Signale des eigenen Körpers zu hören, jedoch unter der Voraussetzung, daß man seinen Körper auch wirklich kennt. Wenn man weiß, was er braucht und was er leisten kann.
    Ist das nicht der Fall, dann besteht zum Beispiel für Anfänger, egal bei welchem Sport, das große Risiko sich völlig zu überfordern und möglicherweise sich sogar zu verletzen.
    Habe mir erlaubt Deinen Beitrag in meinem aktuellen Artikel zu verlinken. https://sportuhrenguru.net/das-sollte-eine-sportuhr-zum-laufen-wirklich-koennen/

    Mach weiter so – Du schreibst wirklich toll und ich werde auf jeden Fall nun öfter bei Dir vorbei schauen.
    Liebe Grüße aus Wien – Andreas

    1. Hey Andreas und herzlich willkommen auf meinem Blog 🙂 Danke für deinen Kommentar, ich werde sofort mal bei dir vorbeischauen. Freut mich, dass du zu mir gefunden hast!

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